Nächster Halt: Zukunfts-Campus
Annaberg-Buchholz – In der Großen Kreisstadt im Erzgebirge wurde in den vergangenen Tagen einmal mehr die Tradition der Zukunftsentwicklung gepflegt: Das hat die diesjährige Digital Rail Convention 2021 des Smart Rail Connectivity Campus (SRCC) gezeigt. Erneut fand diese international ausgerichtete Konferenz, diesmal vom 07. September bis 10. September 2021, im Evangelischen Schulzentrum sowie am Bahnhof Süd und Scheibenberg statt. Zum Auftakt wurde jedoch der erste für den Personenverkehr zugelassene batterieelektrische Zug vorgestellt. Auf einer Premierenfahrt von Chemnitz nach Zschopau und zurück wurde demonstriert, wie emissionsneutrale Schienenfahrzeuge die Energiewende mitgestalten können. Der vom Alstom-Konzern entwickelte Zug soll bestehende Dieselflotten auf nichtelektrifizierten Bahnstrecken ablösen und dazu beitragen, die CO2-Emmissionen im Verkehrssektor wesentlich zu reduzieren.
Als international hochkarätig besetzte Fachtagung für Digitalisierung und Mobilität im Bahnverkehr wurde die Rail & Digital Mobility User Conference am Mittwoch, 08. September im Evangelischen Schulzentrum fortgesetzt. In verschiedenen Workstreams wurden unter den internationalen Fachexperten neue Maßstäbe, Ergebnisse und Ansätze in der Forschung zur Mobilität der Zukunft diskutiert. Der SRCC hatte dazu über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 12 themenspezifischen Workshops eingeladen, Themen wie den datengetriebenen Bahnbetrieb, autonome Systeme und künstliche Intelligenz im Bahnverkehr sowie alternative Antriebstechnologien als entscheidenden Faktor einer erfolgreichen Energiewende untereinander zu erörtern. Doch der SRCC schafft es nicht nur, Fachpublikum zu vernetzen, sondern auch direkte Wettbewerbskonkurrenten von der Schiene auf ein Podium zum Austausch zu holen. In einer gemeinsamen Panelrunde haben neben Staatsminister Sebastian Gemkow, Prof. Dr. Uwe Götze (Technische Universität Chemnitz), Prof. Dr.-Ing. Tjark Siefkes (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und Prof. Dr. Corinna Salander (Deutsches Zentrum für Schienenverkehrsforschung) führende Experten im Bahnverkehr wie Jürgen Schölzel (Siemens Mobility GmbH), Stefan Orlinski (Thales Group) und Dr. Jens Sprotte (Alstom Deutschland GmbH) die Zukunft der Mobilität diskutiert. Dabei waren sich alle Teilnehmenden einig: Für innovative Mobilitätskonzepte und zukunftweisende Forschung müssen alle an einem Strang. Die gemeinsame Botschaft war im Ergebnis dann auch, dass es an der Zeit sei, mit den vorhandenen Ideen in ein effektives Handeln zu kommen. Damit dies nicht durch bürokratische Hürden behindert werde, sei jetzt die Politik gefragt.
Gleichzeitig verkündete der SRCC auf der Konferenz einen neuen Meilenstein für das Forschungsprojekt: Im sogenannten Standortcluster des erst kürzlich gegründeten Deutschen Zentrums Mobilität der Zukunft (DZM) wird der SRCC ein entscheidender Entwicklungsstandort des deutschlandweiten Kooperationsnetzwerkes sein. Das DZM erforscht zukunftsweisende Mobilitätskonzept nicht nur, sondern erprobt sie auch unmittelbar in der Praxis. Den verschiedenen Mobilitätsideen und Forschungsansätzen wird eine zentrale Plattform geboten, mit dem Ziel Deutschland zum führenden Standort für Mobilität der Zukunft zu machen. Dafür stehen für die Jahre 2021 bis 2024 insgesamt 322,55 Millionen Euro für das Vorhaben bereit. Als europaweit einzigartiges Modellprojekt ist der SRCC somit gemeinsam mit der Technischen Universität Chemnitz als Wissenschaftspartner auf dem Weg, die nationale Blaupause für digitalisierte Mobilitätskonzepte der Zukunft zu gestalten.
Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungsreihe war am Donnerstag, 09. September, der Besuch von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, welcher sich als Schirmherr des DZM vom aktuellen Forschungsstand des Campus SRCC selbst überzeugen wollte. Mit ihm zusammen besuchte der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, den Unteren Bahnhof in Annaberg-Buchholz, wo der Forschungscampus für Forschung, Entwicklung und Erprobung neuer Innovationen im Schienenverkehr entsteht. Im Anschluss besuchten beide Politiker, anlässlich des gleichzeitig stattfindenden DemoDays, am Bahnhof Süd die Ausstellungstände von Partnern des SRCC und informierten sich über deren Entwicklungen. Abschließend nutzte der Bundesverkehrsminister die Gelegenheit zu einer Fahrt mit dem ersten batterieelektrischen Zug, auf der Strecke von Annaberg-Buchholz nach Cranzahl und konnte so, als zuständiger Fachminister, die neueste Entwicklung alternativer Antriebstechnologien im Schienenverkehr erleben.
Am letzten Tag der Konferenzwoche wurden der fahrerlose Zug Lucy der Thales Group sowie der BEMU, der erste Batterietriebzug, von Alstom der Öffentlichkeit vorgestellt. Insbesondere über 300 Schülerinnen und Schüler nutzten den Tag, um diese Züge zu sehen und sich vor Ort bei den beteiligten Netzwerkpartnern zu informieren. Hiermit sollen auch berufliche Möglichkeiten aufgezeigt und der Strukturwandel in der Region unterstützt werden.
Text: Vanessa Beyer/Arndt Hecker SpinLab